Rezension "Speechless (Sprachlos)"

  • Titel: Speechless (Sprachlos)
  • Autorin: Hannah Harrington
  • Broschiert: 300 Seiten
  • Verlag: Mira Taschenbuch (Dezember 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • Genre: Jugendbuch
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre
  • Originaltitel: Speechless (Harlequin Teen)
  • ISBN-10: 3862788482
  • ISBN-13: 978-3862788484
  • Preis: 12,99€

Neuigkeiten verbreiten, über andere reden Gossip-Girl Chelsea liebt es. Als sie auf einer Party Zeugin einer intimen Situation wird, erzählt sie natürlich allen davon. Mit schrecklichen Folgen: Ihr Freund Noah wird so zusammengeschlagen, dass er im Koma landet; die Polizei ermittelt; und Chelsea wird von allen gemieden. Um ihren Fehler nicht zu wiederholen, legt sie ein Schweigegelübde ab, genau wie der buddhistische Mönch, über den sie gelesen hat. Einen Monat will sie schweigen, in der Schule und zu Hause. Manche hassen sie dafür aber plötzlich öffnen sich in ihrer stillen Welt Türen: zu einem wunderbaren Jungen, zu Menschen, die ihr verzeihen könnten. Vorausgesetzt, sie kann sich selbst verzeihen.

Das Cover besticht durch Minimalismus und hier bewahrheitet sich der Spruch "Weniger ist mehr" wirklich.
Selbst die Rückseite des Buches, auf dem sich sonst der Klappentext befindet, verrät nichts über diese komplexe und bewegende Geschichte.
Der Kern des Buches ist brisant und leider auch immer noch aktuell, geschieht es doch immer noch zu oft, das Menschen aufgrund ihrer Sexualität oder Hautfarbe Opfer von Übergriffen und Gewalt werden. Auch das Thema Mobbing in der Schule ist brandaktuell und wird leider teilweise noch totgeschwiegen. Zivilcourage ist vielen Menschen ein Begriff, dennoch gibt es nur wenige, die sie im Notfall auch besitzen, denn wenn man anderen hilft und das Richtige tut, kann man selber sehr schnell zur Zielscheibe werden.
Ein wichtiger Punkt und der Auslöser der Vorkommnisse in diesem Buch ist jedoch das "Tratschen" oder "Lästern". Wer von uns kennt es nicht selber? Neuigkeiten verbreiten sich sehr schnell und es ist doch nichts interessanter als die "Dreckwäsche" eines anderen. 
In der Schulzeit wurde mit den Freundinnen nicht nur über Mode, Stars und Jungs geredet, sondern auch darüber, wer gerade mit wem neu zusammen ist oder sich getrennt hat. Dieses "Tratschgen" scheint uns allen im Blut zu liegen und selten interessieren einem dabei die Gefühle der Person über die geredet wird.
Unsere Hauptprotagonistin gehört zu diesen "Klatschweibern". Eine gute Geschichte bringt ansehen und man ist für eine Weile der Star. 
Chelsea platzt auf einer Party zufällig ins Zimmer, in dem sich ein Mitschüler gerade mit seinem Freund befindet. Natürlich ist dieses  eine tolle Geschichte, die sie sofort unter den anderen Anwesenden verbreitet. Als der Junge dann krankenhausreif geprügelt wird, bringt sie den Mut auf und erzählt der Polizei das zwei ihrer Freunde dafür verantwortlich sind. Damit beginnt ihre eigene kleine Hölle, denn durch den Verrat an ihren Freunden wird sie nun zur Zielscheibe der Mitschüler. Das alles verdankt sie ihrer unüberlegten "Tratscherei" und so entschließt Chelsea sich, in den Redestreik zu gehen. Sie schweigt und macht sich so nur noch mehr zur Zielscheibe für Anfeindungen.
Doch ihr Schweigen eröffnet ihr auch neue Möglichkeiten, so lernt sie das Umfeld und die Freunde des zusammengeschlagenen Jungen kennen und bekommt von ihnen eine faire Chance zu einem Neuanfang. Sie findet in ihnen Halt und neue Freunde, die sie akzeptieren, wie sie ist. 
Dieses Buch hat mich fasziniert und erschüttert zugleich, denn es zeigt uns auf dramatische Weise, wie schnell Vorurteile und Hass eskalieren können und weite Kreise ziehen. Aber es zeigt uns auch das Es sich lohnt zu sich selbst und zu seinen Fehlern zu stehen und das man es besser machen kann, wenn man die Chance dazu ergreift.

Dieses tolle Buch sollte meiner Meinung nach in den Schulplan mit aufgenommen werden, denn wir können dadurch so viel über uns selbst und unsere eigenen Vorurteile lernen.


Hannah Harrington stammt aus Michigan, wo sie mit einem Hund und zu vielen Katzen wohnt. Wenn die junge Autorin nicht gerade schreibt, geht sie gern reiten, diskutiert über Politik, schaut sich Dokumentarfilme an und spielt – ziemlich schlecht – Gitarre. Mehr über Hannah Harrington unter hannahharrington.blogspot.de, facebook.com/hannahharrington und unter Twitter@hharrington.

2 Kommentare:

  1. Ja, ich fand das Buch auch erschreckend real. Man fängt doch an, sich Gedanken darüber zu machen, wie oft man selber eigentlich (unbewusst) über andere lästert.
    LG
    Yvonne

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    1. Oh ja, auch wenn man es in dem Moment nicht mal böse meint.

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